Der Schatten und die Persona

Wie wird man ein Super-Mensch? (Nach Carl Jung)
Unsere Persönlichkeit besitzt unterschiedliche Seiten, die manchmal sogar einander widersprechen. Manche davon zeigen wir, während die anderen verborgen bleiben. Wir sollten sie nicht als gut oder schlecht kategorisieren, denn unser Charakter gehört zu uns wie unsere Hände oder Beine. Es ist wichtig zu verstehen, welche Vor- und Nachteile sie haben und zu lernen, wie wir mit diesen Seiten umgehen sollen. Genau hier stecken unsere Stärken, die uns zu Super-Menschen machen und uns Freiheit bringen können!
Der Psychiater Carl Gustav Jung teilt die menschliche Psyche in zwei Archetypen: den Schatten und die Persona. Schauen wir uns genau an, was diese Archetypen sind und warum der eine gezeigt und der andere versteckt wird.
Die Persona ist die soziale Maske, die wir tragen. Es ist das Gesicht, das wir allen präsentieren. Diese Maske ist nicht unbedingt gespielt, sondern meistens echt und gehört zu unserer Persönlichkeit. Wir zeigen uns nett, fürsorglich, lustig, freundlich und wollen uns besser präsentieren, um Freundschaften zu schließen und nicht einsam zu sein, denn Menschen sind von Natur aus soziale Wesen, die zu einer Gruppe gehören wollen. So hilft uns die Persona dabei.
Der Schatten ist die dunkle Seite unserer Persönlichkeit und wird aus moralischen Gründen unterdrückt. Da wir in einer Gesellschaft leben, die ihre eigenen sozialen Normen bestimmt, werden unerwünschte Merkmale des Schattens, wie negative Reaktionen, Verhaltensweisen oder Impulse, von unserer Psyche verdrängt, um ein positiveres Bild für die Gesellschaft zu bewahren. Andernfalls riskieren wir, sozial isoliert zu werden.
Doch indem wir unsere dunkle Seite unterdrücken, existieren wir nur halb: Ein Teil von uns lebt, während der andere in einem Keller erstickt. Dabei bleiben auch die Stärken unseres Schattens verborgen. Die gibt es auch! Diese haben sehr viel Macht und können uns große Stärke verleihen und unser volles Potenzial eröffnen. Dafür müssen wir uns unseres Schattens bewusst werden und erkennen, welche Ressourcen er besitzt. Es gibt eine einfache Übung nach Jung, die uns hilft, alles zu erreichen.
Zuerst sollst du dir einen Menschen deines Geschlechts und deines Alters (muss aber nicht sein) vorstellen, den du bewunderst und den du als perfekt bezeichnen würdest. Beschreibe ihn in deinem Kopf oder auch schriftlich so detailliert wie möglich: Wie sieht sie/er aus? Ihr/sein Gesicht, ihre/seine Haare, Körperhaltung, Stimme; wo ist sie/er und was tut sie/er? Wie verhält sie/er sich in der Kommunikation mit anderen Menschen? Du magst diese Person sehr und möchtest mit ihr befreundet sein.
Stelle dir nun wieder einen Menschen deines Geschlechts und deines Alters vor, was wieder nicht unbedingt sein muss, der dich diesmal total nervt. Alles, was diese Person macht, was sie sagt, wie sie es sagt und auch wie sie aussieht, bringt dich einfach zum Ärger. Mit so einem Menschen würdest du dich niemals freiwillig treffen wollen, geschweige denn befreundet sein. Beschreibe sie/ihn und die Szene, in der sie/er sich darstellt, sehr genau und dann lies diesen Artikel weiter.
Natürlich (wie du schon dachtest) hast du in beiden Fällen dich selbst beschrieben. Der erste Charakter ist deine Persona, also deine soziale Maske, die du öffentlich präsentierst. Sie ist oft sehr sympathisch und hat Erfolg in Beziehungen, sieht schön und stilvoll aus und so weiter. Der nervige Charakter ist dein Schatten, den du vor allen versteckst.
Deine Aufgabe ist es, zu analysieren, welche Stärken dein Schatten besitzt, und diese in deine Persona zu integrieren. Zum Beispiel: Als Schatten beschreibt man einen aggressiven Alkoholiker. Welche Vorteile könnte so ein Mensch haben? Es gibt sie: Mut, es ist ihm egal, was andere denken, er hat keine Überkontrolle über sein Verhalten und seine Impulse, er gönnt sich das Leben im Hier und Jetzt usw. Die Stärken, die du bei deinem Schatten findest, sind dein Potenzial, das dir viel Macht geben kann, wenn du diese Ressourcen KONSTRUKTIV richtest.
Zum Beispiel, wie kann man Aggression konstruktiv nutzen? Dieses Gefühl hat eine riesige Menge an Energie. Wenn man aus Wut eine Tür zuknallt, passiert das normalerweise sehr laut, weil die gesamte Energie auf diese Tür gerichtet ist. Genauso kann Aggression darauf wirken, wie wir sprechen, stehen oder gehen, was uns eine gewisse Selbstsicherheit gibt. Dann hören Menschen uns zu und entwickeln Respekt, falls es früher nicht der Fall war. Wenn wir lernen, unsere ressourcenreichen Seiten zu nutzen und sie in Kombination mit der Persona zu präsentieren, werden wir freie Supermenschen, die alles erreichen können. Dieses Potenzial steckt in jedem von uns!