Abnehmen und Fitness mit Laurenz Staindl

Das Thema Abnehmen und Fitness ist heute relevanter denn je. Doch trotz der Fülle an Informationen gibt es nach wie vor viele Lücken und Missverständnisse. Viele von uns haben bereits verschiedene Ansätze ausprobiert, um unsere Ziele zu erreichen, sei es durch Diäten, Training oder neue Trends.
Laurenz Staindl, Abnehm- und Fitnessberater hat uns wertvolle Einsichten und praktische Tipps gegeben, um diese Lücken zu verstehen und besser zu navigieren.
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Erzähle über dich, Laurenz.
Also, ich sage immer, ich bin Abnehmberater. Grundsätzlich bin ich ausgebildeter Fitnesstrainer. Ich habe verstanden, dass Sport alleine nicht reicht. Dann habe ich begonnen, mehr und mehr in Richtung Ernährung zu beraten. So kam eins zum anderen, und ich habe mich vermehrt mit dem Thema Abnehmen beschäftigt, auch weil ich selbst damit Erfahrung habe. Jeder, der abgenommen hat, weiß, wie schwer das ist. Da gehört viel mentale Stärke dazu. So bin ich dazu gekommen. Jetzt mache ich das Ganze seit vielen Jahren. Mittlerweile arbeite ich mit einem Online-Team und biete meine Beratung digital an.
Was ist beim Abnehmen wichtiger? Sport, Ernährung oder eine Kombination?
Früher habe ich lange gedacht, dass es der Sport ist. Viele denken das bis heute noch. Es ist aber die Ernährung, die entscheidend ist. Man kann ohne Sport abnehmen, indem man einfach nur auf die Ernährung achtet. Ganz wichtig ist es, dass man richtig vorgeht. Viele Leute essen einfach weniger, und das führt oft zum Jo-Jo-Effekt. Meine Arbeitsweise ist daher, dass man zusätzlich versucht, Sport einzubauen, wenn es Spaß macht. Es muss aber nicht sein. Ich arbeite immer gerne mit Kraftsport, weil es langfristig die meisten Ergebnisse bringt.
Was versteht man genau unter Kraftsport?
Unter Kraftsport versteht man Fitness mit Fokus auf Krafttraining. Das kann Gewichtheben sein oder auch klassische Workouts wie die von Pamela Reif. Ich empfehle immer, weniger zu trainieren, aber dafür individuell angepasst. Man kann das auch zuhause machen, muss nicht unbedingt ins Fitnessstudio gehen. 20 bis 25 Minuten, zweimal die Woche, reichen völlig aus. Wichtig ist, dass man dran bleibt und das Training an sich anpasst, damit es Spaß macht.
Frauen haben oft Angst, mit Kraftsport anzufangen, weil sie befürchten, zu muskulös auszusehen. Kann das passieren?
Da muss man sich als Frau überhaupt keine Sorgen machen. Ich habe schon viele Frauen betreut, und das ist kein Problem. Der Unterschied zwischen Männern und Frauen sind die Hormone. Frauen bauen nicht so viele Muskeln auf wie Männer. Wenn eine Frau genauso viel trainiert wie ein Mann, hat sie optisch oft schöne Kurven und einen straffen Po, was für viele Frauen wichtig ist. Es geht also mehr um Formung als um Muskelmasse.
Soll man alle Muskelbereiche trainieren oder sind bestimmte Bereiche ausreichend, wie z.B. Bauch oder Po?
Das ist ein wichtiger Punkt. Viele trainieren nur bestimmte Bereiche, weil sie z.B. einen flachen Bauch wollen. Aber in der Praxis macht es mehr Sinn, den ganzen Körper zu trainieren. Warum? Weil dein Körper als Ganzes besser aussieht und gleichmäßiger geformt ist. Wenn man nur bestimmte Bereiche trainiert, kann das zu einem unausgewogenen Erscheinungsbild führen.
Was denkst du über Stereotype wie 10.000 Schritte pro Tag, 2 Liter Wasser pro Tag oder strikte Diäten? Gibt es da Missverständnisse?
Ja, es gibt viele Missverständnisse. Wasser trinken ist natürlich wichtig, aber nicht das Allerwichtigste. Das Wichtigste ist die Ernährungsumstellung. Ich finde, man sollte erstmal ohne Diät arbeiten. Diäten bedeuten oft, über einen Zeitraum weniger zu essen, was zu Problemen führen kann. Man sollte langfristig die Ernährung umstellen.
Seit einigen Jahren ist Ozempic populär. Was weißt du darüber?
Ehrlich gesagt halte ich nicht viel davon. Diese Abnehmspritzen sind kurzfristig vielleicht hilfreich, gehen aber nicht die Ursache an. Anfangs nimmt man ab, aber viele unterschätzen die Nebenwirkungen wie Übelkeit, Erbrechen und Schwindel. Es ist anstrengend für den Körper und nicht nachhaltig.
Wie kann man mit Menschen umgehen, die unter Essstörungen leiden?
Das hängt von der Art der Essstörung ab. In der Vergangenheit habe ich immer in Absprache mit einem Arzt gearbeitet. Es ist wichtig, neue Gewohnheiten zu etablieren und sich besser zu kontrollieren. Die meisten schaffen es gut, aber man muss vorsichtig sein.
Viele Menschen haben Angst vor Einschränkungen. Kann man abnehmen und dabei alles essen, oder muss man für immer auf etwas verzichten?
Das ist die Frage aller Fragen. Grundsätzlich kann man alles essen. Es geht immer nur darum, wie viel man isst und was. In der Theorie kann man auch Pizza essen, aber eben nur in Maßen. Ich empfehle die 80/20-Regel: 80% der Ernährung sollten gesund sein, der Rest kann aus Genussmitteln bestehen. So bleibt die Ernährung ausgewogen und macht Spaß.