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Das Wort Nein

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Ich habe oft in meinem Umfeld beobachtet und festgestellt, dass viele Menschen ein Problem haben - und dieses Problem ist das Wort „Nein“. Was ist soschwer daran, dieses klar und deutlich auszusprechen? Wahrscheinlich liegt es an den Menschen, gegen die das direkte Vorurteil gerichtet ist. Wir möchten vermeiden, uns unsympathisch zu machen. Aber warum eigentlich? Denken wir, dass andere Leute dadurch so stark verletzt werden könnten, dass sie jeglichen Kontakt mit uns abbrechen würden? Oder bringen wir sie sogar zum Zweifeln an ihrem eigenen Leben? Ich denke, es ist sehr wichtig zu wissen, wie man mit diesem heiklen Problem umgehen kann und in welchen Situationen es wichtig wäre.

 

Es spielt keine Rolle, ob es sich um fremde Menschen handelt oder um unsere Freunde, Eltern, Geschwister oder Partner. Einige Menschen machen einen Unterschied darin, wem sie absagen und wem nicht. Es gibt Menschen und Situationen, in denen wir gerne helfen möchten. Manchmal geraten wir in eine absurde Situation, in der Menschen nicht einmal absagen können, obwohl sie es unter keinen Umständen tun wollen. Hast du schon einmal etwas versprochen oder zugesagt, obwohl du wusstest, dass du es nicht tun würdest? Einfach nur, weil du in diesem Moment nett und höflich sein möchtest?

 

Doch es gibt auch interessante Situationen, in denen man zusagt, weil man wirklich daran glaubt. In diesen Momenten ist man so gut gelaunt und die Kommunikation funktioniert so wunderbar, dass Leute schon viele Pläne gemacht und einander vieles versprochen haben. Doch am nächsten Tag bereuen sie es und wissen nicht, wie sie das Ganze jetzt ohne Probleme und Verluste wieder rückgängig machen sollen. Manchmal ist das nicht möglich, und eine Person fühlt sich gezwungen, das Versprochene zu erledigen, was das Selbstbewusstsein, die Zeit und die Energie beeinträchtigt. Die anderen verschwinden vom Radar und geben den wartenden Freunden keine Antworten, was sie sogar sehr unsympathisch macht.

 

Bei der ganzen Sache mit dem Nein-Sagen sind unsere persönlichen Grenzen, Selbstliebe und Selbstwertschätzung sehr wichtig! Das ist die einfache Antwort, die für manche von uns gar nicht so einfach ist. Eigene Interessen zu verteidigen - sei es der eigene Komfort, die Gesundheit, die Energie, die Zeit, das Geld usw. - ist entscheidend. Bevor wir lernen, das „böse“ Wortauszusprechen, sollten wir lernen, all diese Dinge wertzuschätzen. Unsereeigenen Bedürfnisse sollten im Vordergrund stehen. Warum sollten wir denken, dass wir weniger wichtig sind als eine Person, die etwas von uns will?

 

Wir alle haben das Gefühl, dass ein Nein eine gute Erklärung braucht. Und zwar nicht einfach „Nein, weil ich nicht will“, sondern eine „richtige“Erklärung, idealerweise mit präzisen Beweisen und unschlagbaren Argumenten. Natürlich, weil wir höflich sein möchten. Doch was ich bemerkt habe: Ein indirektes „Nein“ ist keine tolle Alternative. Wenn wir jemandem eine erfundene Geschichte erzählen, warum wir etwas nicht tun können oder wollen, geben wirdem Anderen viel Raum, um etwas dazu zu sagen. Ein einfaches Beispiel wäre:

 

Wenn ein Kollege dich fragt, sein Projekt für ihn zu übernehmen, du aber keine Lust hast, seine Arbeit zu erledigen (vor allem, wenn es öfter passiert), wäre es sinnlos, ein indirektes „Nein“ zu geben, wie zum Beispiel „Ich habe keine Zeit“, denn seine Antwort könnte sein, dass es nicht so lange dauert oder dass er auf dich warten kann. Anders gesagt, du gibst dieser Person einen Grund, dich trotzdem mit der zusätzlichen Arbeit zu belasten. In diesem Fall gibt es nichts Besseres, als deine Einstellung direkt und klar zu äußern. Es ist nicht immer eine gute Option, es anderen bequem zu machen, denn nicht jeder versteht Andeutungen. Manchmal sollte man an seine eigenen Interessen und Wünsche denken, besonders wenn es um eigenes Wohlbefinden geht.

 

Hier ist es wichtig zu reflektieren: Warum möchte man zustimmen? Was erwartet man davon? Und wessen Interessen sind momentan wichtiger und warum? Selbstreflexion spielt dabei eine entscheidende Rolle. Man sollte sich selbstund seine Bedürfnisse kennen. Erst dann wird das Wort „Nein“ aus innerer Freiheit und Selbstliebe kommen und sich dabei einfach und sicher anfühlen –nicht schuldig, wie es vielleicht zuvor war.

 

Die Einstellung „Nein sagen heißt nicht nett zu sein“ läuft uns unterbewusst im Kopf herum. Aber es ist völlig normal, abzusagen, genauso wie um Hilfe zu bitten. Dabei dürfen verschiedene Gefühle empfunden werden, und es ist nicht schlimm, wenn diese auch mal negativ sind. Das Leben besteht eben aus Situationen und Emotionen. Jeder von uns spürt unterschiedlich, wann es Zeit ist, mal das harte Wort auszusprechen und wann man zustimmt. Zu beachten sind dabei nur die eigenen Interessen, die aus der Selbstwertschätzung kommen. Dabei sollte man nicht vergessen: Ich sage nicht „Nein“ zu anderen, sondern ich sage „Ja“ zu mir selbst!

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